Landesfischereitag 2022: Wie geht’s weiter mit dem Fischotter?

Bayerns Fischerinnen und Fischer diskutieren in Vilsbiburg mit Politik und Naturschutz über den richtigen Umgang mit dem Fischotter

Der erste Landesfischereitag des Landesfischereiverbands Bayern seit Beginn der Corona-Pandemie stand ganz im Zeichen des wiedererstarkten Fischotters. 200 Fischerinnen und Fischer aus ganz Bayern informierten sich über das Ausbreitungsgebiet, Bestandszahlen und Lebensweise des größten heimischen Marders.

Ganz ungetrübt ist die Freude über die Rückkehr des Fischotters aber nicht: Teichwirte klagen über massive Ertragsausfälle und Existenzängste. Einige Fischzüchter haben bereits Teiche aufgegeben, weil sie nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind. Allein für die Oberpfalz und Niederbayern haben Wissenschaftler der Universität Graz einen Bestand von mindestens 650 Fischottern ermittelt.

Auch viele Artenschützer sehen die Biodiversität in Bayerns Gewässerlandschaften gefährdet. Gerade in Ostbayern sind Fischbestände in Flüssen wie dem Regen bereits stark zurückgegangen. Aber auch Amphibien und Vögel sind vom Hunger des Fischotters betroffen.

Beim Landesfischereitag suchte eine hochkarätige Diskussionsrunde mit den Landtagsabgeordneten Dr. Petra Loibl (CSU), Gabi Schmidt (Freie Wähler) und Christian Hierneis (Die Grünen) sowie dem Vorsitzenden des Landesbund für Vogelschutz Dr. Norbert Schäffer und dem Präsidenten des Landesfischereiverbands Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle nach Lösungen für den Artenschutzkonflikt und für den Schutz der Teichwirtschaften – diese sind seit 2021 sogar immaterielles UNESCO-Kulturerbe.

Oft wird gefordert, Teichwirtschaften durch Zäune zu schützen. Dies ist jedoch aufgrund der Größe der Teiche finanziell meist nicht machbar. Da fischottersichere Zäune auch andere Tierarten vom Wasser ausschließen, scheitern Anträge zum Zaunbau nicht selten auch am Veto der Naturschutzbehörden. Der Landesfischereiverband fordert deshalb zumindest die Erprobung der Fischotterentnahme in Teichgebieten.

An den freien Gewässern könnte die Entnahme von Fischottern in sensiblen Bereichen wie Fischaufstiegsanlagen ein probates Mittel sein.

„Vor unseren Augen entfaltet sich ein Artenschutzkonflikt zu Lasten gefährdeter Fische. Wir dürfen nicht zuschauen, bis es für Huchen, Nase und Bachforelle zu spät ist, sondern müssen jetzt handeln. Der absolute Schutz des Fischotters darf nicht länger über allem stehen,“ unterstreicht LFV-Präsident Göttle. „Alle, denen am Erhalte der bayerischen Biodiversität gelegen ist, müssen ergebnisoffen und konstruktiv nach Lösungen suchen.“

Ebenfalls zu Gast war auf dem Landesfischereitag Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber. Er fasst die Situation zusammen: „Der Landesfischereiverband ist ein wichtiger Partner beim Artenschutz: Flüsse, Bäche, Teiche und Seen sind wertvolle Kulturlandschaften und einzigartige Ökosysteme. Wir wollen die bayerische Kulturlandschaft umfassend erhalten, insbesondere die Teichwirtschaft in der Oberpfalz und in Franken. Dazu braucht es auch klare Regeln für den Fischotter. Die grenzenlose Ausbreitung des Fischotters ist eine Gefahr für die Biodiversität in den bewirtschafteten Teichen. Die Fisch- und Teichwirtschaft hat einen festen Platz in der bayerischen Tradition und Kultur.“

Mit einer neuen Broschüre zum Fischotter, trägt der Landesfischereiverband nun zu einer sachlichen Diskussion bei. Auf 50 Seiten sind aktuelle Erkenntnisse zum Verbreitungsgebiet und zum Bestand des Fischotters zusammengetragen. Die Autoren beleuchten die Probleme für den Artenschutz und die Teichwirtschaft, blicken auf die Situation im Ausland und stellen Lösungsmöglichkeiten vor.

Die Broschüre können Sie hier herunterladen:

Veröffentlicht in Allgemein, Fischotter, Presse und verschlagwortet mit , , , .