Landesfischereitag 2022: Wie geht’s weiter mit dem Fischotter?

Bayerns Fischerinnen und Fischer diskutieren in Vilsbiburg mit Politik und Naturschutz über den richtigen Umgang mit dem Fischotter

Der erste Landesfischereitag des Landesfischereiverbands Bayern seit Beginn der Corona-Pandemie stand ganz im Zeichen des wiedererstarkten Fischotters. 200 Fischerinnen und Fischer aus ganz Bayern informierten sich über das Ausbreitungsgebiet, Bestandszahlen und Lebensweise des größten heimischen Marders.

Ganz ungetrübt ist die Freude über die Rückkehr des Fischotters aber nicht: Teichwirte klagen über massive Ertragsausfälle und Existenzängste. Einige Fischzüchter haben bereits Teiche aufgegeben, weil sie nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind. Allein für die Oberpfalz und Niederbayern haben Wissenschaftler der Universität Graz einen Bestand von mindestens 650 Fischottern ermittelt.

Auch viele Artenschützer sehen die Biodiversität in Bayerns Gewässerlandschaften gefährdet. Gerade in Ostbayern sind Fischbestände in Flüssen wie dem Regen bereits stark zurückgegangen. Aber auch Amphibien und Vögel sind vom Hunger des Fischotters betroffen.

Beim Landesfischereitag suchte eine hochkarätige Diskussionsrunde mit den Landtagsabgeordneten Dr. Petra Loibl (CSU), Gabi Schmidt (Freie Wähler) und Christian Hierneis (Die Grünen) sowie dem Vorsitzenden des Landesbund für Vogelschutz Dr. Norbert Schäffer und dem Präsidenten des Landesfischereiverbands Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle nach Lösungen für den Artenschutzkonflikt und für den Schutz der Teichwirtschaften – diese sind seit 2021 sogar immaterielles UNESCO-Kulturerbe.

Oft wird gefordert, Teichwirtschaften durch Zäune zu schützen. Dies ist jedoch aufgrund der Größe der Teiche finanziell meist nicht machbar. Da fischottersichere Zäune auch andere Tierarten vom Wasser ausschließen, scheitern Anträge zum Zaunbau nicht selten auch am Veto der Naturschutzbehörden. Der Landesfischereiverband fordert deshalb zumindest die Erprobung der Fischotterentnahme in Teichgebieten.

An den freien Gewässern könnte die Entnahme von Fischottern in sensiblen Bereichen wie Fischaufstiegsanlagen ein probates Mittel sein.

„Vor unseren Augen entfaltet sich ein Artenschutzkonflikt zu Lasten gefährdeter Fische. Wir dürfen nicht zuschauen, bis es für Huchen, Nase und Bachforelle zu spät ist, sondern müssen jetzt handeln. Der absolute Schutz des Fischotters darf nicht länger über allem stehen,“ unterstreicht LFV-Präsident Göttle. „Alle, denen am Erhalte der bayerischen Biodiversität gelegen ist, müssen ergebnisoffen und konstruktiv nach Lösungen suchen.“

Ebenfalls zu Gast war auf dem Landesfischereitag Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber. Er fasst die Situation zusammen: „Der Landesfischereiverband ist ein wichtiger Partner beim Artenschutz: Flüsse, Bäche, Teiche und Seen sind wertvolle Kulturlandschaften und einzigartige Ökosysteme. Wir wollen die bayerische Kulturlandschaft umfassend erhalten, insbesondere die Teichwirtschaft in der Oberpfalz und in Franken. Dazu braucht es auch klare Regeln für den Fischotter. Die grenzenlose Ausbreitung des Fischotters ist eine Gefahr für die Biodiversität in den bewirtschafteten Teichen. Die Fisch- und Teichwirtschaft hat einen festen Platz in der bayerischen Tradition und Kultur.“

Mit einer neuen Broschüre zum Fischotter, trägt der Landesfischereiverband nun zu einer sachlichen Diskussion bei. Auf 50 Seiten sind aktuelle Erkenntnisse zum Verbreitungsgebiet und zum Bestand des Fischotters zusammengetragen. Die Autoren beleuchten die Probleme für den Artenschutz und die Teichwirtschaft, blicken auf die Situation im Ausland und stellen Lösungsmöglichkeiten vor.

Die Broschüre können Sie hier herunterladen:

Im Osten nichts Neues: Droht jetzt auch westbayerischen Teichwirtschaften das Aus durch den Fischotter?

Unseren Teichwirten geht vor allem im Osten Bayerns die Luft aus: Die Fischotterschäden an ihren Fischbeständen steigen immer weiter. Ohne funktionierendes Otter-Management müssen viele Züchter aufgeben, meist Familienbetriebe mit nachhaltiger Regionalvermarktung.

Es sind grausige Bilder, die sich in der Fischzucht Mauka des Landesfischereiverbands in Neufahrn vor den Toren der Landeshauptstadt bieten: 1.189 junge Bachforellen wurden in nur einer Nacht vom Fischotter getötet. 54 Fische starben durch Bisse (siehe Foto), der Rest erlag dem Jagdstress. Alles Fische, die zur Stärkung der Bestände gefährdeter Fischarten ausgewildert werden sollten. Die Fischotter fressen dabei beileibe nicht alle Fische auf. Oft verfallen sie in den Teichen in eine Art Fischrausch und töten wahllos alle Fische, die sie erwischen. Fische die dem Räuber entkommen konnten erliegen meist dem Stress der Jagd und ihrer Überanstrengung. Die blutige Nacht in der Fischzucht Mauka steht exemplarisch für viele Teichwirtschaften in Bayern.

„Fischotterschäden in Höhe von 1,1 Millionen Euro wurden im Jahr 2019 laut Bayerischem Landwirtschaftsministerium gemeldet – nur zum Teil werden sie aus dem Fischotterfonds ersetzt“, kommentiert Prof. Dr-Ing. Albert Göttle, Präsident des Landesfischereiverbands Bayern. „Viele Fischzuchten sind deshalb in ihrer Existenz bedroht. Denn nicht nur gehen Fische für den Verkauf verloren. Viel dramatischer ist es, wenn die Laichfische getötet werden. Sie sind die Grundlage für die Zucht der kommenden Jahre und ihr Wert lässt sich kaum beziffern, geschweige denn durch Geld ersetzen.“

Entnahme endlich ermöglichen

„Der uneingeschränkte Schutz des Fischotters stellt die traditionellen bayerischen Teichwirtschaften vor große Probleme“, erklärt Alfred Stier, Vizepräsident des Landesfischereiverbands Bayern und selbst Teichwirt. „Wir fordern deshalb dringend ein funktionierendes Fischottermanagement und die Umsetzung der vom Landtag beschlossenen vierten Säule. Sie sieht die Erprobung des Abschusses von Fischottern in Teichanlagen vor. Sonst werden Teiche aufgegeben und wertvolle Biotopflächen für die Artenvielfalt gehen verloren. Aufgelassene Teich würden zu Maisackern – rentabel aber ökologisch wertlos.“ Ein geplantes Pilotprojekt in der Oberpfalz liegt derzeit allerdings wegen einer Klage auf Eis. Besonders ärgerlich: Der für Juni geplante Verhandlungstermin wurde bis auf Weiteres verschoben.

Zäune helfen kaum

Der Fischotter findet in den Fischzuchten einen reich gedeckten Tisch. So vermehrt sich das Tier rasch – ein Problem auch für die freien Gewässer, die dem Fraßdruck eines untypisch hohen Fischotterbestands ausgesetzt sind. Die ohnehin schon stark gefährdeten Fischbestände einiger Arten, wie Huchen, Nase oder Äsche, drohen regional zusammenzubrechen. Zäune könnten helfen, doch ist eine großräumige Einzäunung ist in vielen Teichwirtschaften schlicht nicht machbar.

Dies belegt auch eine aktuelle Studie der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf. Nur massive Elektrozäune halten den Marder ab. Sie sind jedoch trotz Förderung meist unwirtschaftlich. Gerade bei größeren Teichen mit langer Uferlinie, reicht eine Fischergeneration nicht aus, um die enormen Kosten wieder zu erwirtschaften. Zäune unterliegen zudem dem Baurecht und bei einer Vielzahl der naturnah bewirtschafteten Karpfenteiche dürfen sie aus Naturschutzgründen gar nicht gebaut werden. Sie würden auch andere gefährdete Tierarten an der Wanderung hindern oder durch Stromschläge schädigen.

Immer mehr Fischotter in Bayern

Der Fischotterbestand in Bayern ist enorm gewachsen: Galt das Tier noch vor einigen Jahren als nahezu ausgerottet, ist heute in einigen Regionen bereits der gute Erhaltungszustand erreicht (vgl. Bayerischer FFH-Bericht 2013). Insbesondere in Ostbayern finden sich längst überproportional große Bestände, begünstigt durch die Nahrungsquelle Teichwirtschaft. Auch aus Südbayern melden immer mehr Fischer Ottersichtungen und vom Fischotter verletzte Fische. Allerdings fehlt es in Bayern an einem flächendeckenden Monitoring – ein schweres Manko für ein vernünftiges Fischottermanagement.

„Die Fischzuchten in Bayern sind für die Hege der freien Gewässer von besonderer Bedeutung. Sie züchten unter anderem seltene und gefährdete Fischarten, ohne die die Artenhilfsprogramme des Landesfischereiverbands unmöglich wären. Ohne diese Besatzfische würden Flüsse und Seen weiter verarmen“, erläutert Willi Ruff, Vizepräsident für die Angelfischerei im Landesfischereiverband Bayern. „Es ist zu befürchten, dass die starke Ausbreitung des Fischotters auch die natürliche Reproduktion massiv behindert. Die für den Arterhalt in der freien Natur wertvollen, großen Laichfische passen leider genau in das Beuteschema des Fischotters. Beobachtungen an Wanderhilfen und Laichplätzen belegen dies. Es zeigt sich erneut: Einseitiger Tierschutz geht immer zu Lasten der Artenvielfalt!“

 

Ergänzende Informationen

Alle wichtigen Fragen und Antworten rund um den Fischotter und die Fischerei in Bayern finden Sie hier.

Fischotter – Rückkehrer mit Problempotenzial

Fischbestände und Teichwirtschaft in Bayern sind durch den Fischotter bedroht

Der Fischotter wurde zu Deutschlands Tier des Jahres ernannt. So erfreulich die Wiederansiedlung des fast ausgerotteten Wasser-Marders in Bayern aus Sicht vieler Naturschützer ist, so problematisch ist sie für zahlreiche hoch gefährdete Fischarten, Amphibien sowie die Teichwirtschaft.

Huchen, Nase, Äsche und zahlreiche weitere Fischarten in Bayern sind stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Die zunehmende Verbreitung des Fischotters belastet Vorkommen und Verbreitung der heimischen Fische. Gerade jetzt im Winter leiden sie unter dem zunehmenden Fraßdruck durch den Fischotter.

Fischotter haben vom Frühjahr bis zum Herbst in den Teichen der Fischzüchter einen reich gedeckten Tisch gefunden. Der wirtschaftliche Schaden ist enorm und belastet die Teichwirte durch hohe Produktionsverluste (1,1 Millionen Euro gemeldete Schäden im Jahr 2019 laut Bayerischem Landwirtschaftsministerium) und Zusatzkosten für Schutzmaßnahmen.

Gleichzeitig führt das große Futterangebot zu einem überproportionalen Wachstum der Fischotterbestände. Jetzt im Winter sind die meisten Teiche leer oder zugefroren und die Otter suchen in den freien Fließgewässern nach Nahrung – allerdings in einer nicht naturverträglichen Zahl. Das Gleichgewicht ist nachhaltig gestört und die Schäden an den Fischbeständen sind enorm.

„Die Wahl des Fischotters zum Tier des Jahres muss für alle Seiten der Aufruf zu einer ehrlicheren und ergebnisoffenen Diskussion sein“, fordert Prof. Albert Göttle, Präsident des Landesfischereiverbands Bayern. „Artenschutz darf eben nicht an der Wasseroberfläche enden. Wer die Ausbreitung des Fischotters will, muss sich bewusst sein, dass dies zu Lasten anderer geschützter Arten geht, vor allem der Fische. In der Natur sind alle Arten gleichwertig, die einseitige Konzentration auf symbolisch aufgeladene Tiere ist ein Irrweg und bringt die Artenvielfalt nicht gesamtheitlich weiter.“

LFV Vizepräsident für die Berufsfischerei Alfred Stier berichtet als betroffener Teichwirt: „Regional und nachhaltig Fischprodukte erzeugen und gleichzeitig aus Naturschutzgründen alle Prädatoren wie den Otter ungehindert wirken lassen, solches Wunschdenken geht selbst an Weihnachten nicht in Erfüllung. Den Otter stehen unsere bayerischen Familienbetriebe ohne Entnahmemöglichkeiten nicht durch.“

Weiterlesen: Hintergrundinformationen zum Fischotter und seinem Einfluss auf Fischbestände und Teichwirtschaft

Fischotter in Bayern

Mit dem Anwachsen der bayerischen Fischotterbestände steigen auch die Konflikte – insbesondere in der Fischerei. Fischotter richten nicht nur Schäden in Teichwirtschaften an, sondern können auch freie Gewässer beeinträchtigen. Um eine nachhaltige Bewirtschaftung der Teiche weiterhin zu ermöglichen, sucht die Politik nach Wegen, die Schäden in der Teichwirtschaft zu minimieren und auszugleichen. Wir haben als Hintergrundinformation für die Bewertung der Konfliktbereiche die wichtigsten Fragen und Antworten rund um den Fischotter in Bayern zusammengetragen.

Kurzzusammenfassung

  • In Bayern ist der gute Erhaltungszustand erreicht
  • 1,5 Mio. Euro Schaden in Teichwirtschaften (2021)
  • Zaunbau kostet ca. 500 Millionen Euro in Bayern
  • Entnahme muss erprobt werden

Bestandsentwicklung

Wie viele Fischotter gibt es in Bayern?

Für ganz Bayern liegt keine flächendeckende Zahl vor, doch für einzelne Gebiete wurden Bestandszahlen erhoben. Eine genetische Studie aus Niederbayern erfasste 117 Tiere in einem kleinen Gebiet nördlich der Donau (2010/2011). Untersuchungen der Landesanstalt für Landwirtschaft erfassten 32 Individuen in vier kleineren Teichgebieten in der Oberpfalz (2019).

Durch Untersuchungen des LFV Bayern an vier Fließgewässern in Bayern konnten 37 Individuen über ein Jahr (2018/2019) genetisch erfasst werden.

Die Anzahl der Fischottertotfunde in Bayern weist eine steigende Tendenz auf. In den letzten drei Jahren wurden bayernweit laut Landwirtschaftsministerium mehr als 140 tote Fischotter gefunden.

Wie verlässlich sind die Zahlen und wie werden sie erhoben?

Daten aus genetischen Analysen sind grundsätzlich verlässlich. Dabei werden Proben von Fischotterlosung untersucht und einzelnen Individuen zugeordnet. Das ermöglicht eine lokale Bestandseinschätzung. Diese auch vom LFV Bayern genutzte Methodik ist sehr kostenintensiv und fand daher bislang keine flächendeckende Anwendung.

Aufgrund der saisonalen Bewirtschaftung schwankt in den Teichgebieten die Fischpopulation im Jahresverlauf stark. Der Fischotter passt seinen Aktionsraum an die Nahrungsverfügbarkeit an: Je nach Saison gibt es unterschiedlich viele Fischotter in den bewirtschafteten Teichgebieten. Das erklärt Abweichungen zwischen im Sommer von Teichwirten beobachteten, via Wildkamera oder anhand von Fraßspuren festgestellten Fischottern und der im Winter durch genetische Studien ermittelten Anzahl.

Ist der gute Erhaltungszustand des Otters in Deutschland bzw. Bayern bereits erreicht?

Laut dem Bayerischen Landesamt für Umwelt wurde in Bayern der günstige Erhaltungszustand bereits 2013 erreicht (Bayerischer FFH- Bericht 2013). Für das gesamte Bundesgebiet ist der Erhaltungszustand dagegen ungünstig bis unzureichend. So steht es im Nationalen FFH Bericht 2019 des Bundesamts für Umwelt.

Leben Fischotter alleine oder im Verbund?

Fischotter sind revierbildende Einzelgänger, Fähen (Weibchen) leben mit den Jungtieren im Familienverbund.

Fischotter lebten vor der Entwicklung der Teichwirtschaft problemlos an Flüssen und Seen, warum geht das heute nicht mehr?

Schon historische Aufzeichnungen belegen oft schwere Schäden in der Teichwirtschaft. Deshalb wurde der Otter bis zur Ausrottung gejagt. Inzwischen erholt sich der unter Schutz gestellte Fischotterbestand, wodurch die Konflikte wieder zunehmen. Damit weder die Teichwirtschaft noch der Fischotter verschwinden, brauchen wir dringend ein funktionierendes Ausgleichssystem aus Prävention und Entnahme. Jedes Wildtier, auch der Fischotter, hat seine Daseinsberechtigung. In unserer Kulturlandschaft müssen jedoch Managementmaßnahmen möglich sein, um auch der Fischerei eine Existenz zu sichern.

Normalerweise regeln sich Wildtierbestände im Rahmen der Räuber-Beute-Beziehung. Das müsste doch beim Fischotter auch funktionieren?

Bewirtschaftete Teiche bieten dem Fischotter ein übernatürlich hohes Nahrungsangebot – analog zu Landwirtschaft und Schwarzwild. Das führt zu einer überproportionalen Entwicklung der Fischotter. Wenn die Teiche zur Abfischung ausgelassen werden, gehen die Fischotter in die freien Gewässer. Wie sich der Fraßdruck dort auswirkt, untersucht der Landesfischereiverband gerade.

 

Fischotter in Teichwirtschaft und freien Gewässern

Wieviel Fisch frisst ein Fischotter?

Ein Fischotter frisst täglich etwa 15 Prozent seines Körpergewichts, was circa 1-1,5 kg Fisch entspricht. Säugende Weibchen fressen mitunter auch mehr. Ein Individuum benötigt im Jahr mindestens 400-500 kg Nahrung, die zu etwa 95 Prozent aus Fisch besteht. Die restlichen Anteile im Nahrungsspektrum bestehen überwiegend aus Amphibien und Krebsen, aber auch Jungvögel und Muscheln.

Aufgrund ihres komplexen Stoffwechsels können Fischotter die tägliche Futtermenge nicht mit einer einzigen Mahlzeit aufnehmen, sondern in mehreren 300-400 g-Happen, verteilt über den Tag. Der Fischotter kann also einen großen Fisch nicht auf einmal fressen, sondern nur Teile seines Fangs. Für die nächste Mahlzeit wird ein neuer Fisch gefangen. Das erhöht den wirtschaftlichen Schaden deutlich.

Nicht einberechnet dabei sind die Fischmengen, die dem Otter durch Nahrungsdiebe wie Fuchs, Marder, Krähe und Co. Abspenstig gemacht werden, und die der Otter durch den Fang zusätzlicher Fische ausgleichen muss.

Verursachen Fischotter Schäden in freien Gewässern?

In freien Gewässern kann der Fraßdruck durch Fischotter Auswirkungen auf die dort lebenden Tierarten haben. Inwieweit sie die Fischfauna beeinträchtigen ist bisher noch nicht eindeutig nachgewiesen, wird aber derzeit vom Landesfischereiverband Bayern untersucht. Eine österreichische Studie (ezb) von 2020 untersuchte Flossenverletzungen von ausgewachsenen Huchen. Etwa die Hälfte der untersuchten Verletzungen sind höchstwahrscheinlich auf den Fischotter zurückzuführen. Diese Erkenntnis führt zu einem Zielkonflikt, denn der Schutz des Fischotters geht damit zu Lasten einer ebenfalls stark gefährdeten und geschützten Tierart.

Welche Schäden verursachen Fischotter in Teichen?

Es entstehen Fraßschäden (primäre Schäden) in den unterschiedlichsten Formen der Aquakultur. Betroffen sind Fische aller Altersklassen und Arten. Im Gegensatz zu den freien Gewässern, können Fische im Teich dem Otter nur bedingt entkommen. Durch Erschöpfung oder Stress bei der Flucht vor den einfallenden Prädatoren entstehen sekundäre Schäden bei den Fischen: Sie fressen dann weniger und sind anfälliger für Krankheiten, was wiederum zu Verlusten führt.

Wie hoch sind die Schäden in der Teichwirtschaft?

2019 wurden in Bayern 137 Schadensanträge mit einer Gesamtsumme von knapp 1,1 Millionen Euro gestellt. Ausgezahlt werden konnten nur knapp 750.000 Euro.

Welche Schäden stellen das größte Problem dar?

Schäden am Laichfischbestand haben eine fatale Auswirkung, denn Laichfische sind das Stammkapital einer Teichwirtschaft und das Ergebnis jahrelanger Zucht. Mit ihnen produzieren Teichwirte eigenen Fischnachwuchs oder Satzfische für die Weitervermarktung. Sie können bei Verlust in der Regel nicht durch Nachkauf ersetzt werden. Vielmehr müssen sie über mehrere Jahre selbst herangezogen oder auf andere Weise beschafft werden (z.B. Laichfischfang).

Wie ist die „Wertigkeit“ von Laichfischen einzuschätzen?

Der Wert eines einzelnen Laichfisches ist schwer ermittelbar. Bei in der Fischzucht gängigen Forellen ist der Wert in etwa mit dem 7-10-fachen eines Speisefisches anzusetzen. Bei Sonderarten wie Huchen, Stör oder Seeforelle, deren Aufzucht meist dem Artenschutz dient, ist der Wert quasi unbezahlbar.

Stellt ausschließlich der Fraß ein Problem dar?

Nein, vor allem im Winter weisen die Fische einen reduzierten Stoffwechsel auf und sind damit sehr stressanfällig. Scheucheffekte durch die Flucht vor jagenden Fischottern strapazieren die Tiere in der Winterung (bspw. Laichkarpfen) massiv. Durch die Beunruhigung können aufgrund  des eintretenden Energiemangels schwere Folgeschäden auftreten (sekundäre Fischverluste). Zudem werden verletzte Speisefische durch Otterschäden (tiefe Bissverletzungen usw.) vermarktungsunfähig.

Präventionsmaßnahmen

Gibt es ein Fischottermanagement?

Seit 2016 wird in Bayern ein Fischottermanagementplan umgesetzt. Dieser umfasst in der bisherigen Fassung drei Säulen (Beratung, Prävention und Entschädigung). Auf Beschluss des Landtags soll die Entnahme von Fischottern im Bereich der Teichwirtschaft als 4. Säule im Fischottermanagementplan etabliert werden.

Warum zäunt man die Teiche nicht einfach ab?

Die Wirksamkeit von Zäunen hängt sehr stark von der Konstruktion. Man unterscheidet hauptsächlich zwischen Fest- und Elektrozaun. Bei großen Teichen ist der Bau von Zäunen meist nicht wirtschaftlich und häufig aus naturschutzfachlichen Gründen nicht genehmigungsfähig.  Zudem verhindern oft Hochwasserschutz, Topographie oder Eigentumsverhältnisse den Zaunbau. Großflächige Einzäunungen würden andere Tiere (vor allem Vögel und Amphibien) stark beeinträchtigen. Nicht zuletzt bringen Zäune eine starke Einschränkung bei der Bewirtschaftung der Teiche mit sich.

Was kostet der Zaunbau?

Die Kosten für den Zaunbau sind enorm und sind trotz bestehender Fördermöglichkeiten (max. 50% Zaunbauförderung) gerade an größeren Teichen betriebswirtschaftlich nicht umsetzbar. Fest verbaute Abwehrzäune kosten im Durchschnitt 75 Euro pro laufendem Meter. Teiche mit einem Hektar Größe haben etwa 400 Meter Uferlänge. Die Umzäunung eines 1-Hektar-Teichs kostet somit im Schnitt 30.000 Euro. In Bayern gibt es etwa 50.000 Teiche mit einer Durchschnittsgröße von 0,5 – 1 ha. Knapp 20.000 Hektar Teiche werden bewirtschaftet. Somit würden bei einer Umzäunung all dieser Teiche Kosten in Höhe von mindestens 500 Millionen Euro entstehen.

Entschädigungsprogramme

Teichwirte bekommen Entschädigung für Fischotterschäden. Das sollte die wirtschaftlichen Probleme doch lösen?

Teichwirte können Entschädigungszahlungen nur unter bestimmten Kriterien beantragen (z.B. Mindestteichfläche von 0,5 Hektar). Die Entschädigungsquote beträgt zudem nur 60 bis max. 80 % der realen Schadenssumme. Auch Präventionsmaßnahmen werden nur anteilig gefördert und der Mehraufwand beispielsweise für das Ausmähen der Zäune nicht. Eine wirtschaftliche und zukunftsfähige Produktion nachhaltiger, regionaler Produkte ist so auf Dauer kaum möglich – betroffen sind in Bayern überwiegend Familienbetriebe mit langer Tradition.

Fischotterentnahme

Warum gibt es das Pilotprojekt zum Abschuss von Fischottern?

Das Projekt basiert auf einem Beschluss des bayerischen Landtags von 2018. Die Abgeordneten wollen die Frage geklärt wissen, ob die Entnahme einzelner Tiere zu geringeren Schäden in den betroffenen Teichgebieten führt. Kommt die Untersuchung zu einem positiven Ergebnis, soll die Entnahme als 4. Säule des Fischottermanagements festgeschrieben werden.

Der Landtag beauftragte die Regierung der Oberpfalz gemeinsam mit der Landesanstalt für Landwirtschaft im Rahmen des Projekts mit der fachlichen Begleitung des Entnahmeprozesses, dem Monitoring und der Evaluierung, der Unterstützung des Genehmigungsverfahrens sowie der Implementierung der Fischotterentnahme als 4. Säule in den Managementplan.

Wie viele Fischotter sollen im Rahmen des Pilotprojekts entnommen werden?

In drei Landkreisen in der Oberpfalz sollen maximal sechs männliche Individuen bis Ende 2020 entnommen werden. Diese Zahl ist sehr gering, betrachtet man die 31 im Jahr 2018 im Straßenverkehr getöteten Otter in der Oberpfalz.

Gibt es ein begleitendes Monitoring?

Die Landesanstalt für Landwirtschaft plant ein begleitendes Monitoring zur Otterentnahme. Da eine Klage die Entnahme momentan blockiert, wird das für das bayerische Fischottermanagement wichtige Monitoring derzeit nicht durchgeführt.

Ist Bayern Vorreiter oder gibt es in anderen Ländern bereits Entnahmeregelungen?

In Österreich werden in einigen Bundesländern seit 2017 Fischotter entnommen. In Deutschland gibt es bislang keine Fischotterentnahmen.

 

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Fischotter-Seminar Unterfranken

Der Fischotter breitet sich in Bayern wieder aus. Der Landesfischereiverband will in einem breit angelegten Projekt das Verbreitungsgebiet des Marders kartieren. Dazu sind wir auf die Unterstützung der Vereine angewiesen. In diesem Seminar vermitteln wir die Grundlagen der Biologie, der Spurensuche und verschiedener Monitoring-Methoden.

Bitte melden Sie sich verbindlich bis zum 7. Januar 2019 bei Frau Michaela Thiel an (michaela.thiel@lfvbayern.de; 089/64272648). Programmdetails und weitere Termine für die anderen Bezirke finden Sie auf unserer Seite unter Veranstaltungen. Anmeldung nur für Mitglieder des LFV möglich.

Große Fischotter-Umfrage

Der Landesfischereiverband Bayern führt im Rahmen des Projektes Fischotter eine Umfrage innerhalb der Fischerei durch. Dazu wurde ein Fragebogen erarbeitet, welcher sowohl in Papierform als auch online ausfüllbar ist. Der Fragebogen dient vor allem dazu, mehr Informationen zur aktuellen Verbreitung des Fischotters in Bayern zu erhalten. Eine Teilnahme an dieser Umfrage ist für uns von großem Wert und hilft uns eine bessere Datengrundlage zu schaffen. Ihre Daten werden vertraulich behandelt, eine Angabe zum Fischottervorkommen erfolgt allenfalls Landkreis-scharf.

Zur Online-Umfrage gelangen Sie hier.

Sie können den Fragebogen auch hier herunterladen und uns zurücksenden:

  • per Fax an 089/64 27 26-66
  • per E-Mail an michaela.thiel@lfvbayern.de zurücksenden
  • per Post an LFV Bayern e.V., Mittenheimer Straße 4, 85764 Oberschleißheim

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Veranstaltungen

Am 31. Juli 2017 fand die Vorstellung des Projekts Fischotter in den Räumen der Geschäftsstelle des LFV Bayern statt. Zu den teilnehmenden Gästen zählten unter anderem Vertreter der Fischerei, des StMELF, der LfL, des LfU sowie aus Sachsen und Österreich. In einem anschaulichen Vortrag wurden die bisherigen Untersuchungen, die Ziele des Projektes sowie der Umgang mit dem Fischotter in benachbarten Bundesländern sowie Tschechien und Österreich dargestellt. Im Anschluss fand eine rege Diskussionsrunde statt, welche die Ziele des Projekts als Kernthema beinhaltete. Einstimmig wurde verlautet, dass die steigenden Kosten für Entschädigungen von Fischotterschäden eine umfangreiche Studie zur Verbreitung und Populationsdichte des Fischotters an Fließgewässern erforderlich machen.

Den Vortrag zur Projektvorstellung abrufen:

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Dem Fischotter auf der Spur

Es gibt verschiedene Hinweise, die die Anwesenheit eines Otters am Gewässer bestätigen:

Fischotter-Trittsiegel:

Das Trittsiegel des Fischotters lässt sich gut von den Hunde-, Katzen- und Bärenartigen unterscheiden, da der Fischotter 5 Zehen hat (s. Abb. ). Einzig mit dem Trittsiegel des Waschbären oder anderer Maderartiger besteht Verwechslungsgefahr. Selbst auf optimalem Grund ist nur bei rund einem Drittel aller Trittsiegel der Fußabdruck vollständig. Die Schwimmhäute sind in den seltensten Fällen erkennbar. Es sind bis zu 20 verschiedene Trittbilder möglich, die von der Gangart abhängig sind. Zum Fotografieren von Trittsiegeln ist immer ein Maßstab zu verwenden, zudem ist die Spur immer senkrecht von oben zu fotografieren.

 

Scharrhaufen:

Der Fischotter macht besonders bei frisch angespülten Sandflächen so genannte „Scharrhaufen“.

 

Kotspuren:

Der Kot des Fischotters kann verschiedenste Formen und Farben aufweisen, allerdings hat er nur selten die Form einer Wurst. Sehr deutlich sind im Otterkot vor allem die Überreste seiner Nahrung, z.B. Schuppen und Gräten, erkennbar. Meist ist der frische Kot dunkelgrau, aber auch andere Farbtöne sind möglich. Auch Kot, welcher mit gelbem, grünlichem, braunem oder grau-weißem Schleim durchsetzt ist, kommt häufiger vor. Der Fischotter markiert vornehmlich an auffälligen Stellen in unmittelbarer Gewässernähe. Als Kotplätze dienen u.a. Steine, Baumwurzeln und kleine Halbinseln. Besonders häufig kotet er unter Brücken.

Sie vermuten einen Fischotter an ihrem Fließgewässer oder haben gar einen gesichtet? Verdächtige Kothaufen oder Trittsiegel deuten auf die Anwesenheit eines Fischotters hin? Melden Sie sich bei uns. Schicken Sie uns Fotonachweise, Kothaufen oder vereinbaren Sie einen Vor-Ort-Termin, um gemeinsam Spuren zu sichten und gegebenenfalls Wildkameras anzubringen.

Einfach per E-Mail an: alexandra.haydn@lfvbayern.de

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