Schulkalender 2020 Titel

Einführung

Zum Kalender „Wald, Wild und Wasser 2020“

Für die nunmehr 30. Auflage dieses Schulkalenders wurde die Auswahl der vorgestellten Tierarten unter dem Leitthema „Lebensraum Gebirge“ getroffen. Diese Landschaft bietet Lebensraum für eine Vielzahl von angepassten Tierarten, von denen einige im Kalender Berücksichtigung finden.

Unter dem Sammelbegriff „Wild“ stellen sich viele Menschen zunächst einmal die Gesamtheit aller wildlebenden Tiere unserer Heimat vor. Dies ist zwar im Ansatz richtig, trifft jedoch auf den tatsächlichen Sachverhalt nur unzureichend zu. „Wild“ ist ein Begriff aus dem Jagdrecht und bezieht sich allein auf die wildlebenden Tierarten, auf die die Jagd ausgeübt werden darf. Diese Tierarten sind im Jagdgesetz alle einzeln benannt.

Es würde zu weit führen, diesen Katalog hier vorzustellen, doch soll versucht werden, zwei grundsätzliche Aspekte herauszuarbeiten.

➘ Die Liste der jagdbaren Tierarten (Wild) ist historisch gewachsen und unterliegt immer wieder Veränderungen. So wurden z.B. in den 70er-Jahren alle Eulen herausgenommen und etwa in den 90er-Jahren in Bayern drei Rabenvogelarten aufgenommen. Derzeit umfasst die Liste über 100 Arten.

➘ Sehr viele jagdbare Arten dürfen tatsächlich aber nicht bejagt werden. Dazu zählen z.B. alle Greife und Falken, aber auch Säugetiere wie Luchs und Murmeltier. Sie genießen eine ganzjährige Schonzeit. Obwohl sie jagdlich nicht genutzt werden dürfen, haben sie ein Recht auf Hege durch den Jäger. Somit schützt sie das Jagdrecht umfassender als das Naturschutzrecht.

Von den Säugetieren und Vögeln, die im Kalender „Wald, Wild und Wasser 2020“ vorgestellt werden, unterliegen in Bayern sieben dem Jagdrecht aber nur zwei Arten, das Rotwild und das Gamswild, dürfen bejagt werden.

Als anerkannter Naturschutzverband stellt der Landesjagdverband Bayern aber auch Tannenhäher und Kolkrabe, die nicht zum jagdbaren Wild gehören, vor. Der Erkenntnis, dass wir nur eine Natur haben, dass Wald, Wild und Wasser Bestandteile dieser einen Natur sind, dass wir Menschen selbst in dieser Natur und von ihr leben müssen, dass wir ihr deshalb im eigenen Interesse mit Achtung begegnen müssen, entspringt das Konzept dieses Kalenders. Achtung kann aber nur erfahren, was bekannt ist.

Jürgen Weißmann

 

Der Lebensraum Wasser ist in Bayern vielfältig: Bäche, Flüsse, Teiche und Seen. Genauso vielfältig sind die Bewohner dieser Unterwasserwelten. Allerdings ist diese Artenvielfalt durch eine Vielzahl menschlicher Eingriffe in unsere Gewässer bedroht. Die Fischer setzen sich deshalb für den Schutz der Gewässer und die Hege der heimischen Fischarten ein.

Im diesjährigen Kalender stellen wir vier typische Bewohner vor, die man in Fließ- und Stillgewässern höherer Lagen findet. Diese Regionen sind ein Lebensraum für Spezialisten, wie die Bachforelle, der Seesaibling, die Elritze und die Steinfliegenlarve.

Die Bachforelle ist die Leitfischart der sogenannten Forellenregion. Dazu zählen viele Alpenbäche oder Alpenflüsse. Das Wasser ist kalt, meist schnellfließend, sauber und sauerstoffreich. Das Gewässerbett ist felsig, kiesig oder steinig. Berg- und Hochgebirgsseen sind ebenso außergewöhnliche Lebensräume, kalt und oft sehr nährstoffarm, was in vielen Fällen die besondere Klarheit des Wassers erklärt. Die UV-Strahlung ist in solchen Gewässern auch weitaus höher als im Tal. Dadurch und weil sie wenig Futter finden, sind Fische in Hochgebirgsseen über 1.100 Meter selten anzutreffen. Außer der Mensch hat der Natur etwas nachgeholfen: So ließ der österreichische Kaiser Maximilian I vor 500 Jahren Osttiroler Hochgebirgsseen bis 2.500 Meter Seehöhe mit Bachforellen besetzen – einige werden bis heute nachbesetzt.

Grundsätzlich kommen jedoch Seesaiblinge mit den extremen Bedingungen in den kalten Bergseen zwischen 800 und 1.100 Höhenmetern am besten zurecht. Der Seesaibling der Alpenseen ist ein Relikt der letzten Eiszeit. Im Laufe der Zeit haben sich in den Alpenseen lokal angepasste Formen entwickelt, die sich in Aussehen, Färbung, Wachstum, Lebensweise und Ernährung voneinander unterscheiden. Eine Besonderheit ist im Königssee das Vorkommen der sogenannten „Schwarzreiter“ – eine sehr kleinwüchsige Form des Saiblings. Die Elritze ist ein typischer Vertreter in Bächen als auch Seen dieser Lagen. Sie selbst ist ein wichtiges Beutetier der Bachforelle. Schaut man genauer unter Steinen nach, ist dort auch die Larve der Steinfliege als wichtiges Fischnährtier und zugleich ein Bioindikator für eine hohe Gewässergüte zuhause. Die Entwicklung der Larve im Wasser bis zum Schlupf des fertigen Insekts dauert mehrere Jahre. Durch ihren flachen

Körperbau mit den seitwärts stehenden Beinen ist sie gut an die Strömung angepasst.

Steffi Schütze