Der Klimawandel und die Folgen für unsere heimischen Gewässer

Hohe Temperaturen, geringere Niederschläge im Sommer und eine Zunahme von Extremwetterereignissen. Das sind die Folgen des menschengemachten Klimawandels. Dass die globale Erwärmung und die damit verbundenen klimatischen Veränderungen, Auswirkungen auf die Gewässer haben werden, ist sicher. Bei der Frage welche Auswirkungen der Klimawandel auf unser Ökosystem hat, ist jedoch viel Forschungsbedarf vorhanden und so ist das Thema Gegenstand zahlreicher Untersuchungen weltweit.

Bisherige Erkenntnisse legen nah, dass Gewässer und die darin lebenden Tiere z.B. Fische besonders sensibel auf Temperarturveränderungen reagieren werden. Da die aquatischen Organismen anders als Landlebewesen den steigenden Temperaturen schlecht ausweichen können, sind sie besonders anfällig und leiden unter Stress und direkten Schädigungen, bis hin zum Tod. Durch die fehlende Durchgängigkeit in den bayerischen Fließgewässern wird das Problem für die einzelnen Individuen verstärkt. Gerade Flora und Fauna der Alpen- und Voralpengewässer werden nach Einschätzung der Forschung sensibel reagieren.

Fische leiden besonders

Fische als wechselwarme Tiere sind besonders anfällig für Veränderungen ihrer Umgebungstemperatur. Besonders kaltstenotherme Arten, also Fischarten, die mit Temperaturerhöhungen schlecht umgehen können, werden durch die globale Erwärmung in Mitleidenschaft gezogen: zum Beispiel Bach- und Seeforelle, Rutte, Mühlkoppe oder Seesaibling.

Um die Folgen der Klimaerwärmung auf unsere heimische Fischfauna abschätzen zu können, untersuchte der Landesfischereiverband Bayern die Temperaturerhöhung in ausgewählten bayerischen Flüssen. In einer ersten Vorstudie wurden an mehreren Standorten Datenlogger eingebracht, die den Temperaturverlauf erfassten. Hierbei wurden auch weitere menschliche Einflüsse berücksichtigt, dazu zählen Kühlwassereinleitungen, Ausleitungen oder große, stark sonnenexponierte Stauhaltungen. Die hydrologischen Veränderungen der Gewässer durch den Menschen, verstärken die Effekte und nachteiligen Auswirkungen des Klimawandels. Auch in der anschließenden Studie spielten Temperaturveränderungen durch anthropogene Eingriffe eine Rolle. An sieben Kleinwasserkraftanlagen in Bayern wurde der Einfluss der Wasserentnahme und des somit veränderten Abflussregimes auf die Wassertemperatur genauer untersucht.

28 Grad in der Amper

Im Rahmen der Temperaturerhebung konnten bereits 2015 sehr hohe Temperaturen erfasst werden. An einem der Messstandorte an der Amper nahe dem Austritt aus dem Ammersee, betrug die maximal gemessene Wassertemperatur Anfang Juli 27,9 °C. In Würm und Main waren die Temperaturwerte ähnlich hoch. Die Amper gehört zur Barbenregion. Ihr Leitfisch die Barbe ist laut der Roten Liste Bayern als gefährdet eingestuft. Die obere Maximaltemperatur, bei der sie noch überlebensfähig ist, beträgt laut Literatur 30°C und liegt somit nur noch knapp über dem gemessenen Wert. Früher typische Bewohner der Amper, wie Äsche und Huchen, sind heute weitgehend verschwunden. Fischarten wie Waller und Rotauge kommen hingegen mit den hohen Temperaturen besser klar. Der bayernweit anhaltende Trend bei der Zunahme des Wallers dürfte maßgeblich auf steigende Wassertemperaturen zurückzuführen sein. Für viele Fischarten bedeuten diese hohen Temperaturen Stress, sie stellen die Nahrungsaufnahme ein. Je höher die Wassertemperatur desto weniger Sauerstoff kann im Wasser gelöst werden. Gleichzeitig beschleunigt sich der Stoffwechsel der wechselwarmen Tiere und der Sauerstoffbedarf steigt. Die Folge ist, dass die Tiere nicht mehr ausreichend Sauerstoff über die Kiemen aufnehmen können um ihren Bedarf zu decken. Die Belastung des Metabolismus macht die Fische zudem anfällig für Krankheitserreger.

Fischregionen verschieben sich

Forscher gehen davon aus, dass sich durch den globalen Temperaturanstieg die natürlichen Verbreitungsgebiete der heimischen Fischarten verändern. Die vormals im Unterlauf gelegenen Fischregionen werden sich infolge des Temperaturanstiegs voraussichtlich flussaufwärts verschieben und dort wo dies nicht möglich ist, schrumpfen oder gänzlich verschwinden. Grundsätzlich bewegen sich die Verbreitungsgebiete der Tier- und Pflanzenarten nach Norden und von Süden aus werden vermehrt wärmeadaptierte Neobiota einwandern. Diese nicht einheimischen Tier- und Pflanzenarten konkurrieren bspw. mit heimischen Fischarten um Nahrung und Lebensräume. Auch die wirbellosen Organismen (z.B. Makrozoobenthos) die den Fischen als Nahrung dienen und eine wichtige Funktion in der aquatischen Biozönose erfüllen, können empfindlich auf klimatische Veränderungen reagieren. Bereits kurze Perioden von Extremtemperaturen z.B. bei Niedrigwasserphasen oder das komplette Austrocknen des Flussbetts können nicht nur zu Fischsterben führen, sondern auch die Nahrungsgrundlage der Fische stark beeinträchtigen. Durch extreme Niederschlagsereignisse werden zudem vermehrt Sediment, Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel in die Gewässer geschwemmt, was ebenfalls einen direkten negativen Einfluss auf die Fischfauna, aber auch die gesamte Artengemeinschaft und das Ökosystem des Gewässers haben kann.

Wie gehen wir Fischer mit den Veränderungen um?

Die Fischerei, in ihren unterschiedlichen Formen, der Teichwirtschaft, der Fluss- und Seenfischerei und der Angelfischerei wird sich in ihrer Bewirtschaftung an die geänderten Gegebenheiten anpassen müssen. Die Teichwirtschaft wird vermehrt auf innovative Techniken wie solarbetrieben Teichbelüftung setzen müssen. Gleichzeitig sollte besonderer Wert auf die Einhaltung der guten fachlichen Praxis gelegt werden. In manchen Regionen wird langfristig eine Anpassung der produzierten Fischarten an wenig empfindlichen Arten notwendig sein. Die Fluss- und Seenfischerei wird ebenfalls mit einer weiteren Verschiebung des gefangenen Artenspektrums rechnen und sich mit passenden Vermarktungsstrategien anpassen müssen. Auch die Angelfischerei ist von den Veränderungen der Fischbiozönose und der Verschiebung der Fischregionen betroffen. Zukünftig wird daher auch der Besatz an die  veränderten fischereilichen Verhältnisse angepasst werden müssen, um eine ertragreiche und ökologisch vertretbare Fischerei zu gewährleisten. Die Bewirtschaftung von Gewässern mit kälteliebenden Fischarten wird an Bedeutung verlieren und die Entnahme von wärmeliebenden Fischarten (z.B. Waller, Weißfische) wird zunehmend wichtiger.

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Kraftwerk Illerursprung: Massiver Eingriff in Umwelt

Landesfischereiverband übt heftige Kritik an geplantem Wasserkraftwerk an der Trettach

Die Trettach im Markt Oberstdorf ist einer der drei Quellflüsse der Iller. Die Iller ist einer der bedeutendsten voralpinen Flüsse in Bayern. Ihre Quellbäche sind Rückzugsräume für viele gefährdete Fischarten. Ausgerechnet hier soll ein neues Wasserkraftwerk gebaut werden, der Umwelt droht enormer Schaden. Wie bei den Plänen für das Kraftwerk an der Eisenbreche in Bad Hindelang sollen ökologische Bedenken erneut keine Rolle spielen.

Die Trettach ist das wichtigste Gewässer für selbsterhaltende Bachforellenpopulationen im gesamten Illereinzugsgebiet. Sie ist Lebensraum für etliche Rote-Liste-Arten, wie zum Beispiel die Koppe. Kommt das Ausleitungsraftwerk, wird ein Teil der bedrohten Fische am Rechen der Ausleitung verenden, in der 2,4 km langen Druckrohrleitung ersticken oder in der schnelllaufenden Turbine gehäckselt.

„Das geplante Kraftwerk verstößt klar gegen das Verschlechterungsverbot gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtline. Der Landesfischereiverband wird gegen eine Genehmigung klagen und bei der EU-Kommission Anzeige erstatten“, so Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, Präsident des Landesfischereiverbands Bayern. „Im Namen der Energiewende scheinen alle Mittel recht, wertvolle Natur für wirtschaftliche Zwecke zu opfern“

Die gesamte Planung beruht auf völlig unzureichender Grundlage. „Es wird leichtfertig mit ökologischen Untersuchungen gearbeitet, die sich nur auf Teilabschnitte des Flusses beziehen. Sie sind nicht repräsentativ für die Auswirkungen der Wasserkraftanlage“, so Johannes Schnell, Referent für Arten- und Gewässerschutz beim Landesfischereiverband Bayern.

Steuergelder für Flussrenaturierung werden verschwendet

Die Ausleitung von bis zu 6 Kubikmeter Wasser pro Sekunde entwertet das naturnah gestaltete Gewässer als Lebensraum, da die Abflüsse und die Strömungsvarianz zunichte gemacht werden. Dies führt das Engagement des Wasserwirtschaftsamts Kempten ad absurdum: Genau in dem Bereich, der zukünftig von der Wasserentnahme betroffen sein soll, wurden intensive Maßnahmen zur Durchgängigkeit des Flusses für Fische in Angriff genommen. Mit Steuergeldern wurden hier an Schwellen im Wasser Rampen errichtet, die ohne die bisherige Wasserführung nicht mehr funktionieren werden.

In Zeiten des Klimawandels sind neue Kraftwerke im alpinen Bereich grundsätzlich zu hinterfragen. Experten prognostizieren für die Zukunft in den Sommermonaten Trockenheit und lange Niedrigwasserphasen. Dann werden Kraftwerke nicht rentabel zu betreiben sein. Der Preis, den unsere Natur für solche Bauwerke zahlt, steht in keiner Relation zum kurzfristigen Gewinn für die Investoren der Kraftwerke.

Auf einen Blick:

  • Die Trettach ist einer der drei Ursprünge der Iller, hier soll ein neues Wasserkraftwerk entstehen.
  • Auf einer Länge von 2,4 Kilometern und mit einer Fallhöhe von 36 Metern soll Wasser aus dem eigentlichen Fluss abgezweigt werden – und zwar bis zu 6 m³/s.
  • Eine Druckrohrleitung führt das Wasser zu zwei Turbinen, eine Todesfalle für Fische
  • Im eigentlichen Fluss bleibt nur geringes Restwasser, der die bereits erfolgte Renaturierung der Trettach zunichtemacht.
  • Die gesamte Planung beruht auf völlig unzureichenden ökologischen Untersuchungen
  • Wird der Bau genehmigt, behält sich der Landesfischereiverband Bayern eine Klage vor und prüft die Option, Beschwerde bei der Europäischen Kommission wegen Verstoßes gegen die EU-Wasserrahmenrichtlinie einzureichen.