Betrachtung eines Fachartikels: Pro und Contra Besatz mit Regenbogenforellen
Bei der Regenbogenforelle scheiden sich die Geister. Die einen betrachten die vor mehr als 100 Jahren eingebürgerte Art mittlerweile als heimisch, andere bezeichnen sie mit Blick auf die Neuerungen im Bundesnaturschutzgesetz als „Neozoen“, eine gebietsfremde Art also.
Um die häufig emotional geführte Diskussion zu diesem Thema zu versachlichen, hat der LFV Bayern einen Artikel in der renommierten Fachzeitschrift „Wasserwirtschaft“ veröffentlicht. Das Journal eignet sich für dieses Thema besonders, denn der Leserkreis rekrutiert sich aus vielen Disziplinen: Behörden, Verbände und Sachverständige aus den Bereichen Wasserwirtschaft und Naturschutz. Also all diejenigen, die in der täglichen Arbeit mit Themen wie der Regenbogenforelle befasst sind und dazu entsprechende Informationen benötigen.
Überzeugende Expertise
Der Autor Dr. Sebastian Hanfland, Geschäftsführer beim LFV Bayern, greift dabei auf den jahrzehntelangen Erfahrungsschatz des Verbandes zurück. Dank enger Zusammenarbeit bezieht er auch das Wissen und Daten wichtiger Fachstellen aus Bayern ein, insbesondere des Instituts für Fischerei sowie den Fachberatungen für Fischerei.
Neben den historischen Gründen für die Einführung der Regenbogenforelle, die aufgrund des damaligen Zeitgeists kaum Artenschutzaspekte enthielten, wird verständlich gemacht, warum diese Art auch heute noch in Gewässer besetzt wird.
War vor 100 Jahren noch die fischereiliche Abwechslung Ansporn, ist es heute ein ganzer Strauß von hauptsächlich lebensraumrelevanten Ursachen, die einem Besatz mit Regenbogenforellen Vorschub leisten.
Fischrückgang durch den Menschen
Aufgrund menschlicher Veränderungen im und am Gewässer ist der Bestand vieler heimischer Fischarten stark eingebrochen. Der freie Platz, den diese Arten bedauerlicherweise hinterlassen haben, lässt sich in Anbetracht latenter Störeinwirkungen auf den Fischlebensraum oftmals nur noch mit der „Regenbognerin“ besetzen. Auch die hohe Anzahl von Prädatoren, wie Kormoran oder neuerdings Fischotter, zwingt Fischer vielerorts notgedrungen auf die Regenbogenforelle zurückzugreifen.
Der Vorwurf, die Regenbogenforelle würde selbst als Störfaktor für heimische Fischarten wirken, weil sie durch Konkurrenz und Fraßdruck selbst zu deren Dezimierung beitrage, wird im Fachartikel gut aufbereitet und in wichtigen Punkten widerlegt. Langjährige Aufzeichnungen von Elektrobefischungen in Gewässern mit Regenbogenforellenbesatz belegen eine verhältnismäßig niedrige Anzahl und Biomasse, verglichen zu den natürlicherweise noch vorhandenen Fischarten.
Auf die Bewirtschaftung kommt es an
Einen großen Wert misst der Autor der fischereilichen Bewirtschaftung bei. Auch wenn die Regenbogenforelle als Substitut für fast verschwundene Arten wie die Äsche geeignet ist, kann man sie keinesfalls völlig planlos in jeder erdenklichen Menge oder Größe in jedem Gewässer besetzen.
So ist ein Besatz nur dann sinnvoll und vertretbar, wenn im Gewässer vorhandene Nahrungsressourcen und Standplätze von den natürlich vorkommenden Arten nicht ausgenutzt werden. Selbiges gilt auch, wenn erhebliche Gewässerdefizite (z.B. Kanalisierung, Strukturmangel usw.), die eine Erholung der natürlichen Fischfauna behindern, auf absehbare Zeit nicht behoben werden können.
Der Fachartikel erschien im Magazin „Wasserwirtschaft“ (Ausgabe 2-3/2020) beim Verlag Springer-Profssional
Die Regenbogenforelle in Bayern