Ende des Wassermissbrauchs in den Alpen! – Gemeinsame Forderung der Fischereiverbände der Alpenländer
Meran, 10.10.2015 – Mal ist das Wasser da, mal ist es weg – was nach Auf- und Zudrehen eines Wasserhahns klingt, ist leider in vielen Flüssen des Alpenraums traurige Realität. Zur Stromproduktion zwingt der Mensch dem Wasser je nach Strombedarf einen von der Wirtschaft diktierten Rhythmus auf. Mit erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt. Besonders Fische leiden unter Wasserausleitungen sowie Schwall-Sunk-Betrieb. Fische können schließlich nicht einfach ausweichen, wenn das Wasser mal wieder fehlt. Sie ersticken auf Kiesbänken und Böschungen. „Dieses tägliche Massensterben muss ein Ende haben“, so Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, Präsident der ARGEFA und Präsident des Landesfischereiverbands Bayern. „Behörden und Kraftwerksbetreiber müssen ihre Verantwortung für die Umwelt wahrnehmen und zu einer gewässerverträglichen Stromproduktion kommen.“
Problem 1: Fehlendes Restwasser
Bei vielen Kraftwerken wird Wasser für Turbinen über lange Strecken aus dem Fluss ausgeleitet. Im eigentlichen Flussbett bleibt oft nur ein kümmerlicher Rest oder gar nichts zurück – zu wenig für Fische und andere Wasserlebewesen. Meist sind zwar bestimmte Restwassermengen, die im Fluss verbleiben müssen, vorgeschrieben. Die Nutzung des öffentlichen Guts „Wasser“ wird in der Praxis aber so gut wie nicht kontrolliert. So haben Messungen der Fischereiverbände Südtirols, Bayerns, Baden-Württembergs und Tirols eklatante Unterschreitungen von behördlichen Mindestwasservorgaben offenbart. „Die Behörden müssen nun im Sinne der Natur handeln, kontrollieren und Verstöße ahnden“, fordert Meinhard Mayr, Vizepräsident der ARGEFA und Präsident des Landesfischereiverbands Südtirol.
Problem 2: Schwall-Sunk-Betrieb
Etliche Betreiber von Wasserkraftanlagen steuern den Abfluss in den Flüssen durch Ketten von Stauanlagen und Kraftwerken. Die durchgeleitete Wassermenge orientiert sich rein am aktuellen Strompreis. Steigt die Stromnachfrage, steigt auch die Wassermenge in den Flüssen. Die steigenden und fallenden Wasserstände sind für Tier- und Pflanzenwelt ein enormes Problem. Drastischer lässt sich selten erleben, wie das Profitstreben der Ökologie schadet.
Über die Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer (ARGEFA)
Die Fischereiorganisationen der Alpenländer arbeiten seit 1985 als „Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer (ARGEFA)“ eng zusammen. Der ARGEFA ist die Erhaltung und grenzüberschreitende Förderung der Fischerei und des Schutzes der Gewässer im Alpenraum ein gemeinsames Anliegen.
Vorrangige Ziele sind die Verhinderung weiterer gewässerschädlicher Ausbaumaßnahmen, die Wiederherstellung der Durchwanderbarkeit der Gewässer sowie ihre Vernetzung und der Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines gesunden, artenreichen Fischbestands.
In der ARGEFA sind der Landesfischereiverband Baden-Württemberg, der Landesfischereiverband Bayern, der Fischereiverband Liechtenstein, der Österreichischer Fischereiverband, der Schweizerischer Fischereiverband, der Landesfischereiverband Südtirol und die Slovenian Fishing Association vertreten.
Weitere Informationen unter: www.argefa.org