Neuer Tiefschlag für die bayerischen Teichwirte

Durch die Klagen der rheinland-pfälzischen Naturschutzinitiative gegen die Fischotterentnahme, droht der Teichwirtschaft in Bayern der Kollaps

Oberschleißheim, 3.4.2025 – Die traditionelle bayerische Teichwirtschaft ist durch die seit Jahren unkontrollierte Ausbreitung des Fischotters immer mehr in ihrer Existenz bedroht. Die Aufgabe der Teiche hätte nicht nur wirtschaftliche Konsequenzen, sondern würde auch den Verlust wertvoller Biotope und Lebensräume zahlreicher Tier- und Pflanzenarten sowie eines außergewöhnlichen Kulturguts bedeuten.

Die kürzlich von einer rheinland-pfälzischen Naturschutzorganisation eingereichte Klage gegen die Allgemeinverfügung zur Entnahme von Fischottern in der Oberpfalz und der jetzt vom Verwaltungsgericht Regensburg stattgegebene Antrag auf einstweiligen Rechtsschutz führen dazu, dass die Teichwirte weiterhin keine effektiven Maßnahmen zum Schutz ihrer Bestände ergreifen können. „Derartige Klagen erschweren uns in Bayern das ohnehin schon schwierige und seit Jahren andauernde Ringen um eine gemeinsame Lösung – das treibt die Teichwirte in den Ruin“, kritisiert Axel Bartelt, Präsident des Landesfischereiverbands Bayern. „Selbst die örtliche Kreisgruppe des Bund Naturschutz in Tirschenreuth – dem Zentrum der Oberpfälzer Teichwirtschaft – erklärt, nicht mit einer Klage gegen die neue Verordnung zur Fischotterentnahme vorgehen zu wollen. Dort hat man anscheinend den Ernst der Lage erkannt. Es ist deshalb mehr als befremdlich, wenn dann ohne Blick auf die komplexe Gesamtproblematik von außerhalb Bayerns Klagen erhoben werden. Die bayerischen Naturschutzverbände, zu denen auch der Landesfischereiverband zählt, sind sich des hohen Schutzstatus des Fischotters bewusst – wir sehen aber auch die damit verbundenen Artenschutzkonflikte und die existentiellen Probleme für die Teichwirtschaft.“

Die bayerische Teichwirtschaft hat eine jahrhundertealte Tradition, ist ein von der UNESCO geschütztes Kulturgut und trägt maßgeblich zur Biodiversität bei. Die extensiven und sehr naturnah bewirtschafteten Karpfenteiche sind bedeutende Biotope in Bayern und bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Die Aufgabe dieser Teichwirtschaften würde nicht nur das Ende eines wichtigen Wirtschaftszweigs bedeuten, sondern auch den Verlust dieser einmaligen und wertvollen Lebensräume. Zudem ist zu befürchten, dass Fischotter bei wegfallenden Teichbeständen vermehrt in frei fließende Gewässer ausweichen und dort gefährdete Arten wie Huchen und Äschen weiter dezimieren.

Die eingereichten Klagen haben zur Folge, dass die Teichwirte bis zum rechtskräftigen Gerichtsurteil schutzlos bleiben. Wie lange dieser Zustand andauernd wird, kann heute niemand abschätzen. Für diese Zeit richtet der Landesfischereiverband den dringenden Appell an die Staatsregierung, Sofortmaßnahmen zu ergreifen, die mindestens einen ausreichenden finanziellen Schutz für die Teichwirte bringen.

Der Landesfischereiverband Bayern fordert daher dringend:

  1. Deutliche Aufstockung der Mittel für Schadensersatz und 100-prozentige Kompensation der durch den Fischotter entstandenen Schäden.
  2. Schnellere Auszahlung von beantragten Schadensersatzleistungen.
  3. Massive Erhöhung der finanziellen Förderung und Vereinfachung der Genehmigungsverfahren für den Bau von Schutzzäunen.

 

„Es muss nun schnell gehandelt werden, denn die Teichwirte in Bayern stehen schon zu lange allein da. Fehlende Zukunftsperspektiven haben bereits zu zahlreichen Betriebsaufgaben geführt. Wenn es so weitergeht, wird es die Teichwirtschaft in Bayern, so wie wir sie kennen, mittelfristig nicht mehr geben“, warnt Alfred Stier, Vizepräsident Beruf beim Landesfischereiverband Bayern.

LFV-Pressemitteilung: FISCHOTTER BEDROHT FISCHEREI UND BIODIVERSITÄT

Klausurtagung des Landesfischereiverbands: Fischer fordern schnelles Handeln und mehr Unterstützung von der Politik

Oberschleißheim, 2.2.2024 – Die Jahresklausur des Landesfischereiverbands an der alle Präsidenten der sieben Bezirksfischereiverbände teilnahmen, diskutierte im oberpfälzischen Falkenberg intensiv den weiteren Umgang mit dem Fischotter. Nachdem der Bayerische Verwaltungsgerichtshof die Entnahmeverordnung kassiert hat, besteht für die Politik in drei Bereichen dringender Handlungsbedarf: Zusätzliche Unterstützung für betroffene Teichwirte, Änderung des Schutzstatus des Otters und Schutz der Fischbestände in Flüssen und Bächen.

Mehr Unterstützung für Teichwirte

Bayerns Teichwirte legten große Hoffnungen in die von Ministerpräsident Markus Söder vor der vergangenen Landtagswahl initiierte Fischotterverordnung, die im Frühjahr in Kraft trat. Seit der Aufhebung der Verordnung durch den Verwaltungsgerichtshof im November stehen sie nun wieder völlig im Regen. „Wir stehen wieder bei Null und können uns weiterhin nicht effizient vor dem Otter schützen. Die bestehenden Entschädigungen reichen daneben bei weitem nicht aus, um die Verluste zu decken,“ betont der für die Teichwirtschaft zuständige Vizepräsident des Landesfischereiverbands Alfred Stier. „Wir können unsere Teiche schon seit langem nicht mehr normal bewirtschaften. Wie in der Landwirtschaft schon länger üblich, brauchen auch wir Teichwirte bis zu einer rechtssicheren Neuregelung einen Erschwernisausgleich für betroffene Betriebe. Andernfalls geben noch mehr Kollegen auf und die Teichwirtschaft in Bayern ist bald nur noch Geschichte.“

Änderung des Schutzstatus für den Fischotter

Eines der größten Hindernisse für eine gesetzliche Entnahmeregelung für den Fischotter ist sein hoher und starrer Schutzstatus in der Europäischen Union. In Österreich ist beispielsweise der bundesweit günstige Erhaltungszustand festgestellt und dadurch sind dort Entnahmen zulässig. Im unmittelbar angrenzenden Bayern ist dies dagegen nicht möglich, weil in Deutschland national kein günstiger Erhaltungszustand besteht. Die Otter in den Nachbarländern Tschechien, Österreich und Bayern bilden jedoch eine zusammenhängende Population, die seit längerem expandiert. „Die Regulierung in Bayern scheitert aktuell auch an von Menschen gezogenen Verwaltungsgrenzen – die sind Wildtieren aber egal!“ moniert Axel Bartelt, Präsident des Landesfischereiverbands Bayern. „Unsere Teichwirte dürfen nicht länger dafür büßen, dass der Erhaltungszustand in Bayern zwar günstig, in anderen deutschen Bundesländern aber ungünstig oder nicht bekannt ist. Die EU muss endlich Möglichkeiten schaffen, Populationen von Wildtieren anhand ihrer tatsächlichen Verbreitung zu managen, unabhängig von Ländergrenzen.“

„Parallel zu den aktuellen Bestrebungen der EU-Kommission, den Schutzstatus beim Wolf herabzustufen, halten wir es für dringend erforderlich auch den Schutzstatus des Fischotters zu prüfen und entsprechend anzupassen,“ ergänzt Präsident Axel Bartelt. „Wir hoffen hier auf eine starke und schnelle Unterstützung durch die Bayerische Staatsregierung.“ Erste Gespräche mit Regierungsvertretern insbesondere am Rande der Grünen Woche in Berlin haben gezeigt, dass die Politik die Dringlichkeit durchaus erkannt hat.

Schutz gefährdeter Wildfischbestände

Die Wiederausbreitung des Fischotters ist auf der einen Seite Zeichen einer erfolgreichen europäischen Artenschutzpolitik. Mittlerweile wirft dieser Erfolg aber auch deutliche Schatten. Der zurückgekehrte Räuber bedroht nicht nur die Teichwirtschaft, auch Fließgewässer und deren Bewohner sind teils massiv betroffen. Otter jagen beispielsweise gezielt Fische an neuralgischen Punkten wie Fischaufstiegsanlagen und Laichplätzen. Exemplarisch dafür steht der Huchen, ebenfalls eine europarechtlich geschützte Art. Er kommt nur im Donaueinzugsgebiet vor, weshalb Bayern nationale Verantwortung für diese Fischart trägt. Für ihn ist der Otter inzwischen eine ernste Bedrohung, wie aktuelle Studien aus Bayern und Österreich belegen. „Es braucht also nicht nur ein Fischottermanagement für die Teichwirtschaft, sondern auch für freie Gewässer. Durch den absoluten Schutz des Fischotters breitet sich dieser rasant aus und andere, ebenso geschützte oder schützenswerte Tierarten sind die leidtragenden. Hier ist das Gleichgewicht in der Natur und die Biodiversität regional bereits erheblich gefährdet“, so Axel Bartelt.

Bildmaterial können Sie herunterladen unter:

https://www.dropbox.com/scl/fo/qnj9airsgo1d1iv9x3d76/h?rlkey=ef8h4nxvr4c6lcmne0z7my72u&dl=0

Bildunterschrift: Selbst Huchen mit knapp einem Meter Länge gehören zum Beuteschema des Fischotters. Die Überlebenschancen verletzter Fische sind äußerst gering.

Bildnachweis im Dateinamen

Weitere Informationen zum Fischotter in Bayern finden Sie in der LFV-Broschüre zum Download:

https://lfvbayern.de/download/fischotter-in-bayern?wpdmdl=3819&refresh=65ba7893f27281706719379&ind=1663766850492&filename=LFV_Fachbroschuere_Fischotter_DIN_A4_220912_ONLINE.pdf