Tag der Fische 2024

Fische brauchen mehr intakte Kinderstuben in unseren Bächen

Bayerns Fischer krempeln die Ärmel hoch für mehr Leben im Bach

Der 22. August ist hierzulande der „Tag der Fische“ – denen es leider nicht besonders gut geht. Wie das Leibniz-Institut für Gewässerökologie in einer Pressemitteilung vom 02. Januar dieses Jahres mitteilte, gelten mehr als die Hälfte aller heimischen Süßwasserfische laut neuer Roter Liste als gefährdet oder bereits ausgestorben.

Hauptgrund für diese schlechte Situation sind Eingriffe in den Gewässerlebensraum. Insbesondere Fließgewässer sind davon betroffen. Kraftwerke und Wehre zerschneiden die Wanderwege der Fische und verhindern den wichtigen Kiestransport im Fluss, von Äckern und Feldern werden insbesondere bei Starkregen tonnenweise Erdreich abgespült, was zur Verschlammung der Laichgründe führt. Zusätzlich fördert miteingeschwemmtes Nitrat übermäßiges Pflanzen- und Algenwachstum. Ein im biologischen Gleichgewicht stehendes Ökosystem kann dann durch den als Folge der Überdüngung überhöhten Anteil organischen Materials „umkippen“ und zu Fischsterben führen. Als weitere Gefahr für die Fische kommen zahlreiche überproportional vertretene fischfressende Vögel sowie der Fischotter hinzu.

„Während große und mittlere Flüsse inzwischen vielfach wieder durchgängig für Fischwanderungen gemacht werden, passiert an den kleineren Bächen und Gräben, also in den „Kinderstuben“, leider noch viel zu wenig – hier muss sich etwas tun“, erklärt LFV-Präsident Axel Bartelt. „Der Landesfischereiverband hat deshalb ein Projekt ins Leben gerufen, das Gemeinden und Fischereivereine in Bayern bei der ökologischen Weiterentwicklung von kleinen Fließgewässern unterstützt – schließlich sind gerade die kleinen Gewässer von enormer Bedeutung für unsere Fische, aber auch für viele andere Lebewesen.“

Diese so genannten Gewässer dritter Ordnung machen in Bayern etwa 90.000 Kilometer Fließlänge aus und bieten damit ein enormes Lebensraumpotential für Fische, Insekten, Amphibien und Wasservögel. Die Mitarbeitenden des Landesfischereiverbands beraten deshalb die unterhaltspflichtigen Gemeinden und örtliche Fischereivereine bei der Entwicklung und Umsetzung von Verbesserungsmaßnahmen. Ein weiteres Ziel ist es, weitere Akteure wie beispielsweise Landschaftspflegeverbände mit an Bord zu holen.

Die Experten des LFV Bayern stehen wie hier am Mühlbach allen unterhaltspflichtigen Gemeinden und örtlichen Fischereivereinen bei der Entwicklung von Verbesserungsmaßnahmen mit Rat und Tat zur Verfügung. Foto: Lukas Kaiser, LFV Bayern

Erste Erfolge sieht man bereits am Beispiel des Mühlbachs in der Gemeinde Scheuring. Er entspringt aus mehreren Quellen, ist etwa sechs Kilometer lang und mündet in den Verlorenen Bach. Er verläuft bisher recht monoton durch eine landwirtschaftlich geprägte Umgebung mit Grünland und Ackerbau. Der Luftwaffenfischereiverein Lechfeld, möchte daran etwas ändern. So haben die Experten des Landesfischereiverbands ein Konzept entwickelt, um den Mühlbach wieder zu beleben. Dieses setzt der Verein auf den letzten 1.500 Meter, vom Ortsende bis zur Mündung, aktuell um.

Der Bach wird wieder mehr Struktur durch Pfahlbuhnen, Wurzelstöcke und Störsteine bekommen. Als Mittel gegen die Auswirkungen des Klimawandels werden zur Beschattung des Gewässers 240 Kopfweiden gepflanzt – zu deren langfristiger Pflege wurde der Landschaftspflegeverband Landsberg am Lech gewonnen.

Eine besonders wichtige Maßnahme ist die Wiederherstellung der ökologischen Durchgängigkeit zwischen Mühlbach und Verlorenem Bach. Damit können Fische wieder wandern und sich die bestehenden Populationen genetisch vermischen. Dazu soll ein Absturz zurückgebaut und durch eine Sohlgleite ersetzt werden. Da die Gemeinde Scheuring angrenzende Ackerflächen zur Verfügung stellt, können hier sogar naturnah gestaltete Mäander angelegt werden. Die ersten Arbeiten sind bereits erfolgt und der Fischbestand wird sich sicherlich bald über den neuen Lebensraum freuen.

Auch die Bayerische Fischerjugend bringt sich in dieses Projekt aktiv ein: Mit Bachpatenschaften sorgt sie für eine kontinuierliche und nachhaltige ökologische Entwicklung. Dabei übernehmen die Jugendgrup-pen der Fischereivereine die Pflege von Bächen und setzen dort auch Verbesserungsmaßnahmen um. Eine gute Möglichkeit, bereits Kinder und Jugendliche für aktiven Naturschutz zu begeistern. Dazu gehört nämlich auch die Gewässerbeobachtung, um Defizite zu erkennen und Naturzusammenhänge zu verstehen.

Wichtig bei allen Maßnahmen ist eine gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden und der Öffentlichkeit vor Ort – die richtige Aufgabe für die traditionell gesellschaftlich gut verankerten Fischereivereine in Bayern.

Beispiele für erfolgreiche Verbesserungsmaßnahmen an bayerischen Bächen finden Sie hier:

Luftwaffenfischereiverein Lechfeld e.V., Renaturierung des Mühlbachs:

Bachpatenschaft der Jugendgruppe des Bezirksfischereivereins Straubing:

Andre Holzinger; Ökologischer Gewässerausbau/-unterhalt, mit händischen Mitteln (ausführliches Filmprojekt folgt!):

Monitoring & Evaluierung von Lebensraumverbesserung im aquatischen Bereich

Projekt 120 Monitoring & Evaluierung von Lebensraumverbesserung im aquatischen Bereich – Teilmodul Fischbestandserhebung in einem Isar-Nebenarm

Durch die Umsetzung von zahlreichen Arten- und Gewässerschutzprojekten, setzt sich der Landesfischereiverband Bayern e.V. als anerkannter Naturschutzverband bayernweit für gefährdete Fischarten sowie den Erhalt eines intakten aquatischen Ökosystems ein.

Maßgebend ist hierfür die Förderung spezifischer gewässertypischer Fischzoonosen. Aufgrund der unterschiedlichen naturräumlichen Gegebenheiten sind diese meist sehr divers ausgeprägt. Endemische Arten sind vor allem im juvenilen Stadium auf spezielle Schlüsselhabitate angewiesen. Diese können aufgrund der unterschiedlichen lokalen und hydromorphologischen Fließgewässertypen sehr divers ausgestattet sein.

Derzeit erarbeitet der LFV Projekte, mit dem Ziel des Schutzes und der Förderung von Schirmarten und speziell dem Monitoring & Evaluierung von Lebensraumverbesserung im aquatischen Bereich.
Im Rahmen des Projektes wurden bereits in den Jahren 2021 sowie 2022 an der Isar bei Plattling zwei vom Wasserwirtschaftsamt Deggendorf umgesetzte Renaturierungsmaßnahmen auf deren Wirksamkeit auf die Fischfauna untersucht. Dieses Monitoring sollen nun durch externe Auftragnehmer für das Jahr 2023 sowie 2024 weitergeführt werden.
Anhand der Ergebnisse wird eine art(en)priorisierte Optimierung bei Strukturmaßnahmenpaketen laufender Programme (NATURA 2000, WRRL, Gewässerunterhaltung, bayerische Biodiversitätsstrategie, EEG, usw.) zu Wiederansiedelung/Erhaltung/Förderung der Bestände angestrebt.

 

Nähere Angaben zu Art und Umfang der zu erbringenden Leistungen finden Sie in beigefügtem Dokument:

Ausschreibung_PJ120_Folgeuntersuchung_Isar_Nebenarm_Plattling

 

Sofern Sie Interesse an der Durchführung des dazu vorgesehenen Auftrags haben, bitten wir Sie um ein schriftliches Kosten-Angebot bis zum 05.05.2023, vorzugsweise per E-Mail an poststelle@lfvbayern.de mit dem Betreff „Projekt 120“

oder postalisch an

Landesfischereiverband Bayern e.V.
Mittenheimer Str. 4
85764 Oberschleißheim
z. Hd. Robert Asner

Für Fragen oder Anregungen zur Durchführung des Auftrages, wenden Sie sich bitte an Ihren Ansprechpartner im Referat III (Fischerei, Gewässer- und Naturschutz):

Robert Asner
E-Mail: robert.asner@lfvbayern.de
Tel: 089-64 27 26 24
Fax: 089-64 27 26 66