Heimische Fische im Stress

Flüsse, Seen und Teiche sind viel zu warm

München, 12.08.15 – Die extreme Hitze und die mangelnden Niederschläge machen Bayerns Fischen arg zu schaffen. Fische als wechselwarme Tiere sind besonders anfällig für Veränderungen ihrer Umgebungstemperatur. Insbesondere kälteliebende Arten, wie die gefährdete Bach- und Seeforelle, die Äsche und der Huchen sind von den derzeitigen hohen Wassertemperaturen betroffen. Solche extremen Sommer wie 2003, 2006 und nun 2015 mit geringen Niederschlägen und hohen Temperaturen nehmen offensichtlich durch die Klimaveränderung auch in Bayern zu.

In der Ammer bei Weilheim, einem Voralpenfluss der Äschenregion, hat der LFV Bayern vor Kurzen erst Temperaturen von bis zu 24°C gemessen. „Für die Leitfischart Äsche und den Huchen, als typischen Bewohner dieser Region und Fisch des Jahres 2015, sind diese Temperaturen kritisch“, so Prof. Albert Göttle, Präsident des Landesfischereiverbands Bayern. „Der Optimumsbereich dieser kälteliebenden Fischarten liegt bei bis zu 18°C“.
Gerade in den vom Menschen beeinträchtigten Fließgewässern ist es den Fischen kaum möglich Deckung zu suchen oder weiter flussauf bzw. flussabwärts zu wandern. Durch die niedrige Abflussmenge ist der Wasserstand in vielen Restwasserstrecken, also dort wo der überwiegende Teil des Wassers zur Energienutzung aus dem Gewässerbett ausgeleitet ist, nun so niedrig, dass sich das Wasser extrem erwärmt und verstärktes Algenwachstum auftritt. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist die Traun bei Traunstein. Hier wird der überwiegende Teil des Wassers zur Energieerzeugung in den Mühlkanal geleitet. In der ursprünglichen Flussstrecke, dem Lebensraum der Fische, verbleibt nicht einmal mehr die vorgeschriebene Mindestwassermenge.

Zusätzliche Belastung durch Mischwassereinleitungen und Bootsverkehr sowie Badende können dann für die gestressten Tiere den Tod bedeuten.

In Seen und Teichen erkranken und sterben die Fische an der sogenannten Gasblasenkrankheit. Hier führt die hohe Sonneneinstrahlung zu einer Gasübersättigung des Wassers. Bereits eine geringe Übersättigung schädigt die Kiemen und die Fische können kaum mehr Sauerstoff aufnehmen.

Geringe oder ausbleibende Niederschläge lassen kleine Gewässer trocken fallen
Vom Wassermangel besonders betroffen sind hier die traditionellen Karpfenteiche. Diese sind in der Regel sehr flach oder werden wie die sogenannten Himmelsteiche ausschließlich über Niederschläge gespeist. Sinkt der Wasserspiegel verschärfen sich temperaturbedingte Probleme noch zusätzlich und die Fische sterben an Sauerstoffmangel. In Mittel- und Unterfranken sowie im oberpfälzer Landkreis Schwandorf fanden bereits Notabfischungen in Teichwirtschaften statt. Die Teichwirte rechnen mit hohen Ertragseinbußen.


Blick in die Zukunft

Der Landesfischereiverband Bayern möchte auf die zunehmende Verschärfung der Problematik vorbereitet sein. Deshalb überwacht er in einem laufenden Projekt bayernweit an ausgewählten Standorten die Temperaturentwicklung in heimischen Fließgewässern. Prof. Albert Göttle: „Wir hoffen die Auswirkungen der Klimaerwärmung auf unsere heimische Fischfauna besser abschätzen zu können. Der LFV Bayern kann dann seine Mitglieder und Vereine besser beraten, damit sie für solche Hitzeperioden durch angepasste Bewirtschaftung besser gewappnet sind. Gleichzeitig gilt es bereits bei der Genehmigung von Wasserkraftanlagen sowie bei bestehenden Anlagen für solche Hitzeperioden Vorkehrungen zu treffen und einen erhöhten Restwasserabfluss festzusetzen“.

Eine Verbesserung der gegenwärtigen Situation ist nicht in Sicht, denn kurzfristige Regenfälle werden die Situation nicht entspannen. Nur mehrtägige ergiebige Niederschläge könnten für Seen, Flüsse und Teiche die schwierige Situation verbessern.

 

Über den Landesfischereiverband Bayern:

Der Landesfischereiverband Bayern e.V. ist die größte Vereinigung der bayerischen Fischerei und vertritt Angel- und Berufsfischer. Seine ordentlichen Mitglieder sind sieben Bezirksverbände mit über 850 Fischereivereinen und ca. 130.000 Mitgliedern.

Als nach Bundesnaturschutzgesetz anerkannter Naturschutzverband verbindet er den Einsatz für die Verbesserung der Ökologie bayerischer Gewässer mit der Förderung der Fischerei. Besonderer Schwerpunkt hierbei ist die Bedeutung der Angelfischerei für die Lebensqualität des Menschen.

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