ARGEFA-Jahrestagung: Gängelei von Anglern und Berufsfischern führt zu neuen ökologischen Problemen
Der Bodensee ist heute glücklicher Weise wieder sauber – fast zu sauber. Viele Fischarten, allen voran die berühmten Felchen, finden nicht mehr genug Nahrung im Wasser und wachsen nicht mehr zu ihrer natürlichen Größe. „Nun aber durch Netzgehege und Gängelei der Angelfischer gegenzusteuern ist absolut fragwürdig“, so ARGEFA-Präsident Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle.
Unter den schwindenden Fischbeständen leiden zuallererst die Berufsfischer, die von ihren Fängen kaum noch leben können. Die Landesregierung von Baden-Württemberg versucht diesem wirtschaftlichen Missstand entgegenzuwirken und will zehn bis zwölf Netzgehege im See zulassen, mit Durchmessern von 20 Metern und einer Tiefe von ebenfalls 20 Metern. Dort sollen bis zu 500 Tonnen Renken jährlich produziert werden, mehr als doppelt so viel wie der heutige Fangertrag der Fischer. Die organisierten Berufs- und Angelfischer sind absolut dagegen. Die Fischer befürchten, dass trotz gegenteiliger Beteuerungen weitere Anlagen folgen werden. Aquakulturbetriebe im See und ausbrechende, domestizierte Zuchtfische könnten langfristig den Genpool der Wildfische und damit den Qualitätsfische Bodenseerenke gefährden.
Inkonsequente Fangbestimmungen im Alpenrhein
Die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz(IBKF) für die Bodenseefischerei ist bemüht, den Felchen und den Barschbestand zu schützen, ergreift aber leider die falschen Maßnahmen. Auf ihren Beschluss hin wurde das Schonmaß für beide Fischarten aufgehoben. Angler dürfen nun pro Tag zwölf Fische fangen, müssen aber jeden Fisch – und sei er noch so klein – entnehmen. Man hofft, so würden weniger große Fische entnommen. Dies widerspricht aber der guten fachlichen Praxis. So schützt man keine Bestände, denn Fische werden erst ab einer gewissen Größe zu erfolgreichen Laichtieren und sollen bis dahin nicht entnommen werden. „Als Schildbürgerstreich erscheint es, dass mit Aufhebung der Schonmaße im Bodensee die Schonmaße für Felchen im Alpenrhein erhöht wurden. was prinzipiell richtig ist. Es ist aber leider nicht gelungen einheitliche Schonbestimmungen für die gesamte Flussstrecke zu finden – im Rheinabschnitt zwischen Bodensee und der Eisenbahnbrücke bei Lustenau gelten nämlich die Regelungen des Sees“, so ARGEFA-Vizepräsident Rainer Kühnis.
Mit den derzeitigen inkonsequenten Bewirtschaftungsregeln wird einerseits der Felchenbestand im Bodensee erheblich geschwächt und gleichzeitig die Chance für positives Laichgeschäft der Renke im Alpenrhein nach wie vor nicht garantiert. Die Bestände sind bereits derart angeschlagen, dass jeder Laichfisch benötigt wird.
Über die ARGEFA
Die Fischereiorganisationen der Alpenländer arbeiten seit 1985 als Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer (ARGEFA) eng zusammen. Der ARGEFA ist die Erhaltung und grenzüberschreitende Förderung der Fischerei und des Schutzes der Gewässer im Alpenraum ein gemeinsames Anliegen.
Vorrangige Ziele sind die Verhinderung weiterer gewässerschädlicher Ausbaumaßnahmen, die Wiederherstellung der Durchwanderbarkeit der Gewässer sowie ihre Vernetzung und der Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines gesunden, artenreichen Fischbestands.
In der ARGEFA sind der Landesfischereiverband Baden-Württemberg, der Landesfischereiverband Bayern, der Fischereiverband Liechtenstein, der Österreichische Fischereiverband, der Schweizerische Fischereiverband, der Landesfischereiverband Südtirol und die Slovenian-Fishing-Association vertreten. Gemeinsam bündeln sie die Interessen von über 500.000 Anglern.