Symposium: Fischprädatoren im Alpenraum

Artenvielfalt – unter und über Wasser

Experten diskutieren effiziente Maßnahmen zum Schutz gefährdeter Fischarten vor überhandnehmenden, fischfressenden Jägern im Alpenraum

77 Prozent aller Flussfischarten Bayerns stehen auf der Roten Liste und gelten als gefährdet. Die Fischbestände leiden unter der Wasserkraft und dem Einfluss der Landwirtschaft. Doch auch Kormoran, Gänsesäger und Fischotter tragen wesentlich zu den Problemen bei. Ihre Bestände sind im Gegensatz zu denen der Fische heute z.B. in Bayern nicht mehr gefährdet, teilweise sogar größer als je zuvor.

Die Länder des Alpenraums gehen unterschiedlich mit diesen fischereilichen Herausforderungen um. Die Prädatoren unterliegen teils dem Naturschutzrecht, teils dem Jagdrecht. Das hat Auswirkungen auf die Eingriffsmöglichkeiten. In Bayern darf der Kormoran im Gegensatz zu Südtirol und Slowenien ohne zahlenmäßige Begrenzung mit Abschüssen vergrämt werden. In zwei Bundesländern Österreichs darf der Fischotter bereits entnommen werden.

„Unseren Fischen geht es aus vielen Gründen schlecht. Mit dem Ansteigen der Populationen der fischjagenden Tiere erhöht sich der Druck auf die schwachen Bestände zusätzlich und das Gleichgewicht der Arten gerät aus den Fugen“, so Dr. Sebastian Hanfland, Generalsekretär der Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer (ARGEFA) und Geschäftsführer des Landesfischereiverbands Bayern. „In der vom Mensch geprägten Kulturlandschaft kann es sich nicht von selbst wieder einpendeln. Deshalb müssen wir über die Wege diskutieren, wie wir zu einem Ausgleich zwischen den Tierarten gelangen.“

Um der Frage nachzugehen, was wir in Europa voneinander lernen können und welche regionalen Besonderheiten eine Rolle spielen, veranstaltet die ARGEFA ein öffentliches Fachsymposium im Rahmen der Erlebniswelt Fliegenfischen 2018.

In Fürstenfeldbruck treffen sich internationale Experten zu Fachvorträgen und anschließender Podiumsdiskussion mit Landtagsvizepräsident Reinhold Bocklet.

 

Eintritt zur Veranstaltung frei (Zugang über separaten Eingang); Eintritt zur Messe EWF € 14,00 (2-Tageskarte € 25,00); Kinder/Jugendliche unter 15 Jahren frei

 

Fehlerhafte Sauberkeit

ARGEFA-Jahrestagung: Gängelei von Anglern und Berufsfischern führt zu neuen ökologischen Problemen

Der Bodensee ist heute glücklicher Weise wieder sauber – fast zu sauber. Viele Fischarten, allen voran die berühmten Felchen, finden nicht mehr genug Nahrung im Wasser und wachsen nicht mehr zu ihrer natürlichen Größe. „Nun aber durch Netzgehege und Gängelei der Angelfischer gegenzusteuern ist absolut fragwürdig“, so ARGEFA-Präsident Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle.
Unter den schwindenden Fischbeständen leiden zuallererst die Berufsfischer, die von ihren Fängen kaum noch leben können. Die Landesregierung von Baden-Württemberg versucht diesem wirtschaftlichen Missstand entgegenzuwirken und will zehn bis zwölf Netzgehege im See zulassen, mit Durchmessern von 20 Metern und einer Tiefe von ebenfalls 20 Metern. Dort sollen bis zu 500 Tonnen Renken jährlich produziert werden, mehr als doppelt so viel wie der heutige Fangertrag der Fischer. Die organisierten Berufs- und Angelfischer sind absolut dagegen. Die Fischer befürchten, dass trotz gegenteiliger Beteuerungen weitere Anlagen folgen werden. Aquakulturbetriebe im See und ausbrechende, domestizierte Zuchtfische könnten langfristig den Genpool der Wildfische und damit den Qualitätsfische Bodenseerenke gefährden.

Inkonsequente Fangbestimmungen im Alpenrhein

Die Internationale Bevollmächtigtenkonferenz(IBKF) für die Bodenseefischerei ist bemüht, den Felchen und den Barschbestand zu schützen, ergreift aber leider die falschen Maßnahmen. Auf ihren Beschluss hin wurde das Schonmaß für beide Fischarten aufgehoben. Angler dürfen nun pro Tag zwölf Fische fangen, müssen aber jeden Fisch – und sei er noch so klein – entnehmen. Man hofft, so würden weniger große Fische entnommen. Dies widerspricht aber der guten fachlichen Praxis. So schützt man keine Bestände, denn Fische werden erst ab einer gewissen Größe zu erfolgreichen Laichtieren und sollen bis dahin nicht entnommen werden. „Als Schildbürgerstreich erscheint es, dass mit Aufhebung der Schonmaße im Bodensee die Schonmaße für Felchen im Alpenrhein erhöht wurden. was prinzipiell richtig ist. Es ist aber leider nicht gelungen einheitliche Schonbestimmungen für die gesamte Flussstrecke zu finden – im Rheinabschnitt zwischen Bodensee und der Eisenbahnbrücke bei Lustenau gelten nämlich die Regelungen des Sees“, so ARGEFA-Vizepräsident Rainer Kühnis.

Mit den derzeitigen inkonsequenten Bewirtschaftungsregeln wird einerseits der Felchenbestand im Bodensee erheblich geschwächt und gleichzeitig die Chance für positives Laichgeschäft der Renke im Alpenrhein nach wie vor nicht garantiert. Die Bestände sind bereits derart angeschlagen, dass jeder Laichfisch benötigt wird.

Über die ARGEFA

Die Fischereiorganisationen der Alpenländer arbeiten seit 1985 als Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer (ARGEFA) eng zusammen. Der ARGEFA ist die Erhaltung und grenzüberschreitende Förderung der Fischerei und des Schutzes der Gewässer im Alpenraum ein gemeinsames Anliegen.
Vorrangige Ziele sind die Verhinderung weiterer gewässerschädlicher Ausbaumaßnahmen, die Wiederherstellung der Durchwanderbarkeit der Gewässer sowie ihre Vernetzung und der Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines gesunden, artenreichen Fischbestands.

In der ARGEFA sind der Landesfischereiverband Baden-Württemberg, der Landesfischereiverband Bayern, der Fischereiverband Liechtenstein, der Österreichische Fischereiverband, der Schweizerische Fischereiverband, der Landesfischereiverband Südtirol und die Slovenian-Fishing-Association vertreten. Gemeinsam bündeln sie die Interessen von über 500.000 Anglern.

Wasser ist leben – nicht Treibstoff

Ende des Wassermissbrauchs in den Alpen! – Gemeinsame Forderung der Fischereiverbände der Alpenländer

Meran, 10.10.2015 – Mal ist das Wasser da, mal ist es weg – was nach Auf- und Zudrehen eines Wasserhahns klingt, ist leider in vielen Flüssen des Alpenraums traurige Realität. Zur Stromproduktion zwingt der Mensch dem Wasser je nach Strombedarf einen von der Wirtschaft diktierten Rhythmus auf. Mit erheblichen Auswirkungen auf die Umwelt. Besonders Fische leiden unter Wasserausleitungen sowie Schwall-Sunk-Betrieb. Fische können schließlich nicht einfach ausweichen, wenn das Wasser mal wieder fehlt. Sie ersticken auf Kiesbänken und Böschungen. „Dieses tägliche Massensterben muss ein Ende haben“, so Prof. Dr.-Ing. Albert Göttle, Präsident der ARGEFA und Präsident des Landesfischereiverbands Bayern. „Behörden und Kraftwerksbetreiber müssen ihre Verantwortung für die Umwelt wahrnehmen und zu einer gewässerverträglichen Stromproduktion kommen.“

Problem 1: Fehlendes Restwasser

Bei vielen Kraftwerken wird Wasser für Turbinen über lange Strecken aus dem Fluss ausgeleitet. Im eigentlichen Flussbett bleibt oft nur ein kümmerlicher Rest oder gar nichts zurück – zu wenig für Fische und andere Wasserlebewesen. Meist sind zwar bestimmte Restwassermengen, die im Fluss verbleiben müssen, vorgeschrieben. Die Nutzung des öffentlichen Guts „Wasser“ wird in der Praxis aber so gut wie nicht kontrolliert. So haben Messungen der Fischereiverbände Südtirols, Bayerns, Baden-Württembergs und Tirols eklatante Unterschreitungen von behördlichen Mindestwasservorgaben offenbart. „Die Behörden müssen nun im Sinne der Natur handeln, kontrollieren und Verstöße ahnden“, fordert Meinhard Mayr, Vizepräsident der ARGEFA und Präsident des Landesfischereiverbands Südtirol.

Problem 2: Schwall-Sunk-Betrieb

Etliche Betreiber von Wasserkraftanlagen steuern den Abfluss in den Flüssen durch Ketten von Stauanlagen und Kraftwerken. Die durchgeleitete Wassermenge orientiert sich rein am aktuellen Strompreis. Steigt die Stromnachfrage, steigt auch die Wassermenge in den Flüssen. Die steigenden und fallenden Wasserstände sind für Tier- und Pflanzenwelt ein enormes Problem. Drastischer lässt sich selten erleben, wie das Profitstreben der Ökologie schadet.

Über die Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer (ARGEFA)

Die Fischereiorganisationen der Alpenländer arbeiten seit 1985 als „Arbeitsgemeinschaft der Fischereiverbände der Alpenländer (ARGEFA)“ eng zusammen. Der ARGEFA ist die Erhaltung und grenzüberschreitende Förderung der Fischerei und des Schutzes der Gewässer im Alpenraum ein gemeinsames Anliegen.

Vorrangige Ziele sind die Verhinderung weiterer gewässerschädlicher Ausbaumaßnahmen, die Wiederherstellung der Durchwanderbarkeit der Gewässer sowie ihre Vernetzung und der Erhalt bzw. die Wiederherstellung eines gesunden, artenreichen Fischbestands.

In der ARGEFA sind der Landesfischereiverband Baden-Württemberg, der Landesfischereiverband Bayern, der Fischereiverband Liechtenstein, der Österreichischer Fischereiverband, der Schweizerischer Fischereiverband, der Landesfischereiverband Südtirol und die Slovenian Fishing Association vertreten.

Weitere Informationen unter: www.argefa.org